Entscheidung

Mainz | Bürgerhaus Finthen und Kindertagesstätte Rodeneck-Platz

Nichtoffener Wettbewerb mit vorgeschaltetem offenem Bewerberverfahren
Ausgelobte Summe: 64.000 € (brutto) inkl. Material und Honorar

Anlass und Ziel:
Die Landeshauptstadt Mainz ruft Künstler:innen mit einem Bezug zur Landeshauptstadt Mainz oder dem Land Rheinland-Pfalz auf am offenen Bewerbungsverfahren im Rahmen des daran anschließenden nichtoffenen Wettbewerbs für die künstlerische Ausgestaltung des Bürgerhauses und der Kita Finthen teilzunehmen.

Verfahren:
Nichtoffener Wettbewerb mit vorgeschaltetem offenen Bewerberverfahren

Eingeladene Künstlerinnen und Künstler:
Burghard Müller-Dannhausen
Jáchym Fleig
Ulrich Schreiber
Mario Hergueta
Joseph Carlson
Birgit Schuh


Wettbewerbsaufgabe (Auszug):
Für die Kunst am Bau vorgesehen ist eine Rasenfläche im Außenbereich vor den Eingängen zu Bürgerhaus und Kita. Hier soll eine freistehende Plastik realisiert werden, die die Besucher:innen und Nutzer:innen der beiden Gebäude mit ihren vielfältigen Belangen und Anliegen gleichermaßen anspricht. Gewünscht ist ein Kunstwerk, das den sozialen Charakter des Ortes hervorhebt, möglicherweise mit interaktiven Elementen.
Die für die Kunst am Bau vorgesehene Fläche befindet sich auf einem Rasenstück auf dem Außengelände vor den Eingängen zum Bürgerhaus und zur Kita und an einem Spazierweg. Die zu realisierende künstlerische Arbeit wird dort also von einem sehr durchmischten Publikum zu sehen sein. Vorhandene Beleuchtungselemente können ggf. versetzt werden.
Die zur Verfügung stehende Fläche misst ca. 6x3m.

Entscheidung Preisgericht:
Birgit Schuh

Begründung der Jury:
Die Jury lobt die einfache Formsprache und die harmonische Komposition des Entwurfes, der eine klare Fernwirkung und einen sehr gelungenen Bezug zur Kita und zum Bürgerhaus hat. Des Weiteren lobt die Jury die intensive Farbigkeit des Entwurfs, die mit dem Einschlag des Sonnenlichts noch verstärkt wird, sodass ein interessantes Farbenspiel entstehe. Die Jury hätte sich eine Materialprobe gewünscht, die diese Wirkung nochmal nachvollziehbarer gemacht hätte.
Die Jury stimmte einstimmig für diesen Entwurf. 

Konzeptidee der Künstlerin:
Eingefasst vom Bürgerhaus Finthen und der Kindertagesstätte Rodeneck-Platz ist auf der Wiesenfläche nahe der beiden Haupteingänge ein dreifarbiges, transparentes TIPI errichtet. In der Nachbarschaft zu diesen ruhenden, kompakten Baukörpern reiht sich das TIPI nun mit einer spielerischen, farbkräftigen und sehr durchlässigen Variante von Behausung ein. Mit den gekippten Seitenwänden sowie den drei Öffnungen wirkt es dynamisch und einladend. Die intensiven Farben Gelb, Magenta und Cyan heben sich deutlich von der Umgebung ab und lenken bereits von Weitem die Aufmerksamkeit auf dieses kleine Bauwerk. Zugleich bleibt offen, ob das TIPI vielleicht nur temporär für ein Gastspiel zur Verfügung steht oder länger hier platziert
ist...
Ursprünglich war ein Tipi ein mobiler und flexibler Schutz- und Wohnraum einiger nordamerikanischer Indianervölker und seine Grundform ähnelt einem Kegel. Heute finden sich solche Zelte überall auf der Welt, so dass sie sowohl Kindern als auch Erwachsenen aus eigenem Erleben und/oder Büchern und Filmen weitgehend vertraut sind. Überraschend ist hier nun, dass die Form aus starrem, rechteckigem sowie transparentem Material gebildet wird: Drei mit Metall gefasste Glastafeln im identischen Maß sind schräg aneinander gelehnt, so dass drei Öffnungen zum Begehen entstehen. Der Raum scheint sich nach oben zu schließen; doch beim Blick nach oben gibt ein gleichseitiges Dreieck die Sicht in den Himmel frei. Während die Silhouette dieser gläsernen Anordnung an das indianische Nomadenzelt erinnert,
kennen wir dieses Prinzip des fragilen Aneinanderlehnens von der spielerischen Konstruktion eines Kartenhauses.
Die farbigen Gläser tauchen alles Dahinterliegende optisch in Farbe und die Überlappung der Glasflächen erzeugt neue Farbmischungen. Die Wahl der drei Primärfarben Gelb, Magenta und Cyan für die Glastafeln ergibt in der Überlagerung die Farbmischungen von Rotorange, Grün und Violett, was das Farbspiel eines Regenbogens assoziiert. Der Blick von außen auf das TIPI ist daher ebenso spannendend und lohnend wie der Blick von innen nach außen.
Der Blick aus den oberen Etagen von Bürgerhaus und Kita zeigt die Dreiecksöffnung von oben und verändert die Wahrnehmung der farbigen Gesamtform. Das TIPI wird ohne Pflasterung direkt auf der Rasenfläche errichtet, was den spielerischen, leichten und temporär anmutenden Charakter der Skulptur unterstreicht. Um Beschädigungen beim Grasschnitt zu vermeiden, wird der Metallrahmen unten mit ca. 15 cm Höhe ausgeführt. Auf Betonfundamente wird verzichtet: die Befestigung wird gemäß statischer Berechnung mit Schraubfundamenten durchgeführt, was eine sehr nachhaltige Lösung ohne Bodenversiegelung darstellt.

Das Ministerium der Finanzen hat die Unterlagen zum Wettbewerbsverfahren nicht auf Rechtsmäßigkeit und/oder Vollständigkeit überprüft und übernimmt daher keinesfalls eine Haftung.

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